01.06.2021 · Schmargendorf

SCHMARGENDORF IST IN BEWEGUNG


Herr Schruoffeneger, das Maximilians Quartier nähert sich der Fertigstellung. Wie gefällt Ihnen das Ergebnis?

Zunächst einmal muss man sagen, dass das Maximilians Quartier als es vor sechs Jahren geplant wurde unter energetisch-ökologischen Aspekten durchaus eine Vorreiterrolle hatte. Inzwischen gibt es erfreulicherweise zahlreiche Neubauprojekte, die da mithalten können oder sogar noch darüber hinausgehen. Was ich gut finde, ist, dass hier E-Mobility und Carsharing von Beginn an konzeptionell integriert wurden. Optisch gibt es natürlich einen Bruch zur sehr lockeren und vergleichsweise niedrigen Bebauung der benachbarten Reichsbanksiedlung. Das Maximilians Quartier ist im Vergleich viel dichter und städtischer. Aber wenn man Freiflächen, in diesem Fall die Kleingärten der Kolonie Oeynhausen, erhalten will, muss man eben dichter bauen. Dass damit nicht zwangsläufig Lebensqualität verloren geht, zeigt die Beliebtheit der sehr verdichteten Gründerzeitquartiere. Ich denke, mit der Zeit wird sich das Quartier gut integrieren.


Und die verbliebenen Kleingärten der Kolonie Oeynhausen sind sicher?

Ja. Wir werden im Bezirk einen B-Plan aufstellen, der die Kleingartennutzung festschreibt. Das dauert zwar immer seine Zeit, aber der Prozess ist schon im Gange.


In Schmargendorf stehen weitere spannende Projekte an: Die DEGEWO will Wohnungen über dem Regenrückhaltebecken in der Forckenbeckstraße errichten, auf dem Areal der ReemtsmaFabrik werden Gewerbehöfe entstehen und auch das Heizkraftwerk soll Platz für neue Nutzungen machen. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für den Ortsteil?

Nicht nur Schmargendorf, der gesamte Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist in Bewegung. Viele der alten Industrieflächen werden nicht mehr gebraucht, dafür steigt die Nachfrage nach Wohnraum kontinuierlich. Wir müssen uns die Frage stellen, wo ermöglichen wir Wohnen und wo sichern wir Gewerbeflächen. Dabei geht es auch um neue Strukturen, neue Formen der Durchmischung. Was die Schaffung von Wohnraum angeht, gibt es in unserem bereits sehr verdichteten Bezirk nur noch wenig Raum für große Projekte. Dennoch haben wir in den letzten Jahren die Senatsvorgabe von 700 Wohnungen pro Jahr regelmäßig weit übertroffen. Das schaffen wir zu großen Teilen über Ausbau und Aufstockung von Bestandsgebäuden. Diese weitere Verdichtung muss jedoch damit einhergehen, dass man Flächen wie Parkplätze oder bislang versiegelte Hinterhöfe als neue grüne Freiflächen für die Anwohner qualifiziert. Das sind sehr kleinteilige Prozesse, weil wir Wohnraum- und Grünflächenbedarf immer zusammendenken müssen. Dabei kann es durchaus Konflikte geben. Zum Beispiel muss in den nächsten 12 Monaten eine Entscheidung gefällt werden, wie es mit der Kolonie Mannheim weitergehen soll. Da sind inzwischen richtige Einfamilienhäuser in den Gartenparzellen entstanden. Das ist keine geordnete städtebauliche Entwicklung mehr. Die Genossenschaft wird sich entscheiden müssen: Rückentwicklung zu Kleingärten oder Weiterentwicklung in Richtung Wohnen. Ich kann mit beiden Lösungen leben.


Zwischen Schmargendorf und dem Süden Wilmersdorfs klafft eine Lücke, die sich schwer schließen lässt: die Stadtautobahn. Die angrenzenden Industrieflächen aber lassen sich wegen der Luft- und Lärmbelastung kaum für Wohnnutzung aktivieren, oder?

Ich denke, die Autobahn wird in 20 Jahren etwas ganz anderes sein, als sie heute ist. Zum einen ist die abgasfreie E-Mobilität auf dem Vormarsch. Zum anderen werden Sharing- und Shuttlesysteme in Ergänzung des klassischen ÖPNV weiter ausgebaut werden. Das direkte Umfeld der Autobahn bietet daher durchaus Potenziale – auch für die Entwicklung neuer Grünflächen.

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